Seit Anfang Mai überlasse ich die Poolchemie der selbstgebauten Dosiersteuerung und kann jetzt über die ersten Erfahrungen berichten. Mein kleines Poolhäuschen wurde zur ausgebauten Poolzentrale, voll mit allerlei Mess- und Dosiereinrichtungen. Die Dosierlogik mit zahlreichen Sicherheitschecks habe ich in FHEM aufgebaut. Auf der Seite Poolsteuerung mit FHEM steht jetzt alles im Detail beschrieben. Die ph-Steuerung ist eher unspektakulär. In den ersten Wochen nach dem Wasserwechsel stieg der ph-Wert recht steil an, so dass ich alle 2-3 Tage 500 g vom ph-Senker (ich habe noch genug Natriumhydrogensulfat auf Lager) reinschmeißen durfte, um beim ph-Wert immer wieder von ca. 7.5 auf 7.0 zu kommen. Die letzten Wochen ist es viel ruhiger geworden: Trotz täglicher Zugabe vom (leicht alkalischen) Flüssigchlor steigt der ph-Wert kaum an. Der Verbrauch vom flüssigen ph-Senker (50% Schwefelsäure) ist minimal. Die billige ph-Elektrode muss zwar alle paar Wochen kalibriert werden, ist aber immer noch steil genug und liefert nachvollziehbare Werte.
Viel interessanter ist die Chlordosierung nach Redox-Potential. Meine erste billige Redox-Elektrode für 40 € war super schnell. Man konnte schon nach 5-7 Minuten nach der Chloreinspritzung den Effekt sehen. So schnell mischt sich das Wasser im Pool also durch. Aber die Zuverlässigkeit der billigen Sonde hat schnell abgenommen, man konnte sie fast täglich neu kalibrieren. Und da die Abhängigkeit zwischen freiem Chlor im Wasser und dem Redox-Wert exponentiell ist, spielt schon eine große Rolle, ob die Sonde 740 mV oder 750 mV gibt. Gute Redox-Elektroden im Einzelhandel zu finden, ist übrigens gar nicht so einfach. Ich habe dann eine Glaselektrode von Pooldigital (125 € inkl. Kabel) genommen. Ich habe sie jetzt seit ein paar Wochen im Einsatz und bis auf ihre Trägheit bin ich sehr zufrieden. Trägheit heißt: Wenn ich Chlor dosiere, sieht die Sonde den Effekt deutlich erst in 30-40 Minuten. Runter geht’s schneller. Das macht die genaue Steuerung etwas schwieriger. Sie schießt leicht drüber und es entstehen „Wellen“. Aber besonders präzise muss die Redox-Steuerung auch nicht sein, darauf kommt’s nicht an. Ich habe mit der Dosierung jetzt den Zielwert von 760 mV angepeilt und messe mit Scuba II meist irgendwas zwischen 0,3 und 0,6 ClF. Also passt. Auch die subjektive Wasserqualität ist perfekt.
Messen und Dosieren geht logischerweise nur bei laufender Pumpe. Im stehenden Wasser geht der Redox-Messwert ca. 1 Stunde hoch, bevor er langsam absinkt. Wenn dann die Pumpe anläuft, sprint er noch mal gerne 20 mV runter. Damit über Nacht kein sehr großer „Chlor-Mangel“ entsteht, lässt die Steuerung die Pumpe noch mal spät abends 30 Minuten zum Aufchloren laufen. Auch bei laufender Pumpe geht der Redox-Wert immer runter, vor allem wenn die Sonne scheint oder wenn es regnet, wenn gebadet wird oder (ganz deutlich) beim Bodensaugen. Der Flüssigchlorverbrauch ist daher stark wetterabhängig und schwankt bei mir zwischen 650 ml und 1250 ml pro Tag. Um nicht zu oft den Kanister zu wechseln, bin ich von 10-Liter- auf 20-Liter-Gefäße umgestiegen. So reicht ein Chlorkanister für 3-4 Wochen. Dabei versuche ich den Pool schon sauber zu halten und habe sogar die Skimmersocken eingeführt, um den Filter zu entlasten. Automatische Dosiersteuerung ist unterm Strich eine tolle Sache. Wenn ein motorisierter 6-Wege-Ventil nicht so sauteuer wäre, könnte man den Pool dann sogar länger als 2 Wochen unbeaufsichtigt lassen.